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Interview mit Augenärztin |

Frau Dr. med. Nicole Fichter

vom ADMEDICO Augenzentrum Olten

| Frau Fichter, man kann es überall lesen: Immer mehr Kinder sind von Kurzsichtigkeit betroffen. Was sind aus Ihrer Sicht die Hauptgründe dafür?

Hier sind sicher mehrere Faktoren zu nennen, und je mehr dieser Faktoren auf ein Kind zutreffen, umso grösser ist das Risiko. An erster Stelle sei die genetische Veranlagung genannt. Wir wissen, dass mit der Anzahl der kurzsichtigen Elternteile auch das Risiko für das Kind steigt, im Laufe seiner Entwicklung kurzsichtig zu werden. Konkret bedeutet das, dass das Risiko für ein Kind ohne kurzsichtige Eltern bei 5-15% liegt, bei Kindern mit einem kurzsichtigen Elternteil bei 25-40% und sind beide Elternteile betroffen, dann steigt das Risiko weiter auf rund 50%.

 

Weiter ausschlaggebend, ob ein Kind kurzsichtig wird und wie schnell oder stark die Kurzsichtigkeit voranschreitet, sind die Umgebungsfaktoren, die recht vielfältig sind. Die wesentlichen "Treiber" die wir kennen sind ein Mangel an Tageslicht, übermässig lange Nahtätigkeiten und ein zu geringer Abstand bei Naharbeiten. All das wissen wir hauptsächlich aus Studien aus dem asiatischen Raum, wo Kinder gerade in städtischen Regionen auf engem Raum leben und sich vorwiegend innerhalb der eigenen vier Wände beschäftigen. Aber auch für unsere Bevölkerung in Westeuropa trifft dies zu, wo bereits heute laut WHO etwa die Hälfte der jungen Erwachsenen kurzsichtig ist.

| Wie sollte man nun mit diesen Informationen umgehen?

Klar ist, unsere genetische Veranlagung können wir nicht beeinflussen. Wir können allenfalls versuchen die genannten Umgebungsfaktoren günstig zu beeinflussen, um das Risiko unseres Kindes so klein wie möglich zu halten, im Erwachsenenalter hochgradig kurzsichtig zu sein. Sicher ist es aufgrund der hohen schulischen Anforderungen schwierig, zu intensive Naharbeiten zu reglementieren, und das Handy mag und kann man ja als Eltern auch nicht aus dem Alltag des Kindes verbannen. Ein paar Spielregeln zum Umgang mit diesen beeinflussbaren Risikofaktoren dürfen aber durchaus aufgestellt werden - und dies gerne schon vor Beginn der Kurzsichtigkeit. Aus diesem Grund empfehle ich insbesondere bei kurzsichtigen Eltern, die Kinder bereits frühzeitig, also deutlich vor Beginn der Schulpflichtigkeit, augenärztlich untersuchen zu lassen.

| Wie können Eltern feststellen, ob ihr Kind von Kurzsichtigkeit betroffen ist?

Prinzipiell ist bei der Kurzsichtigkeit das Auge im Verhältnis zur Brechkraft des Auges zu lang, was zu einem unscharfen Sehen in der Ferne führt. Je mehr ein Auge in die Länge wächst, umso kurzsichtiger wird das Auge und die Distanz, ab welcher das Kind unscharf sieht, rückt immer mehr in die Nähe. Das bedeutet, dass die Kinder immer näher an die Objekte herangehen müssen, um sie scharf zu sehen. Entsprechend klagen sie häufig, in der Schule nicht mehr richtig an die Wandtafel zu sehen, immer weiter vorne sitzen zu müssen oder ständig ihren Sitznachbarn zu fragen, was an der Tafel steht. Zu Hause rutschen sie mit dem Sessel immer näher an den Fernseher oder kleben schier mit dem Gesicht auf dem Buch. Andere Symptome sind Zeichen des angestrengten Sehens, wie z.B. häufige Kopfschmerzen, ständiges Reiben in den Augen aber auch vermehrte Lichtempfindlichkeit. Schwierig die Kurzsichtigkeit im Alltagsverhalten zu erkennen wird es dann, wenn die Kurzsichtigkeit an einem Auge deutlich stärker ausgeprägt ist als am anderen Auge, sodass das Kind selber gar nichts bemerkt.

 

 

| Welche Behandlungsmethode ist für Sie die effektivste, um das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit zu verlangsamen?

Die beste Behandlungsmethode ist - wie bei vielen anderen Krankheiten auch - die Prophylaxe. Ich spiele hier auf die vorhin erwähnten Spielregeln an und empfehle meinen jungen Patient:innen möglichst viel Aufenthalt im Freien, die offizielle Empfehlung liegt bei zwei Stunden pro Tag. Im Alltag sollte bei Naharbeiten wie Hausaufgaben oder Lesen, aber auch beim Gamen, Chatten oder Surfen am Handy oder Tablet bewusst auf regelmässige Pausen und eine gute aufrechte Körperhaltung geachtet werden. Dabei sollte ein ausreichender Abstand von ca. einer Unterarmlänge eingehalten werden. Was die Pausen betrifft so gilt die Empfehlung nach 20 Minuten für ca. 20 Sekunden den Blick in die Ferne schweifen zu lassen, da reicht also schon ein kurzer, entspannender Blick aus dem Fenster.

 

 

| Welche weiteren Möglichkeiten gibt es, um das Fortschreiten der Kurzsichtigkeit zu verlangsamen?

Was die Effizienz der von Ihnen angesprochenen gezielten Therapien angeht, so ist derzeit aus schulmedizinischer Sicht nicht abschliessend geklärt, welche dieser Therapien für ein Kind die beste und effektivste ist. Wir wissen aus zahlreichen Studien über die Wirksamkeit einer medikamentösen Therapie mit hochverdünnten Atropin-Augentropfen oder durch den Einsatz von Spezial-Kontaktlinsen oder Spezial-Brillengläser nach dem Prinzip des sog. peripheren myopen Defokus.

 

 

| Was sollte des Weiteren berücksichtigt werden?

Letztlich sollte immer gemeinsam mit Kind und Eltern unter Berücksichtigung der individuellen Bedürfnisse und Präferenzen eine Therapiestrategie entwickelt werden. Wichtig ist, dass egal für welchen Weg man sich entscheidet, durch regelmässige Kontrollen beim betreuenden Optiker:innen in enger Zusammenarbeit mit uns Augenärzt:innen der Therapieerfolg und die Verträglichkeit konsequent überwacht wird. Bei fehlendem Ansprechen - hier ist das Augenlängenwachstum und die Zunahme der Kurzsichtigkeit im Jahresverlauf entscheidend - kann ein Strategiewechsel auf eine andere Therapiemodalität ratsam sein oder allenfalls auch eine Kombination zwischen medikamentöser Atropintherapie und Kontaktlinsen oder Brille sinnvoll werden.

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